Karl-Heinz Barth möchte Kinderturnen wieder anbieten

Wochenlang herrschte gähnende Leere in den Sporthallen des Landkreises. Jetzt geht es langsam wieder los, allerdings haben vor allem die Übungsleiter im Kinder- und Jugendsport viel Arbeit, die notwendigen Hygienekonzepte umzusetzen. Wir unterhielten uns mit Karl-Heinz Barth, der zum einen Vorsitzender der Kreissportjugend im Kreissportbund Saale/Schwarza und zum anderen Übungsleiter für junge Turner zwischen zwei und 20 Jahren beim SV 1883 Schwarza ist. Im OTZ-Interview äußerte er sich nun:

Als Turner hat man es in diesen Zeiten recht gut, oder?

Wie kommen Sie darauf?

Turnen ist doch eine Individualsportart, Kontakte gibt es da selten. Eigentlich könnten Sie das Training komplett wieder aufnehmen.

So einfach ist es nicht. Das Hygienekonzept für uns umfasst allein 15 Seiten. Und dann gibt es bei uns nicht nur den 20-jährigen Turner, sondern auch Kinder, aber auch Senioren. Bei uns treiben Sportler zwischen zwei und 90 Jahren Sport. Da haben Sie sozusagen gleich zwei Risikogruppen, für die es besondere Regelungen gibt.

Bleiben wir mal den jüngsten Turnern. Sie bieten beim SV 1883 Schwarza seit vielen Jahren Kleinkind-Turnen an. Das ist vermutlich bis auf weiteres nicht möglich.

Kann man so nicht sagen. Wir haben schon vor, für unsere Jüngsten das auch wieder anzubieten. Der Deutsche Turn-Bund (DTB) hat da ganz konkrete Regeln aufgestellt.

Haben Sie denn die kleinen quirligen Kinder beispielsweise bei den Abstandsregeln überhaupt im Griff?

Natürlich werden wir dazu auch die Eltern brauchen. Der DTB hat in diesem Zusammenhang zum Beispiel festgelegt, dass beim Mutter-Kind-Turnen die beiden eine Einheit bilden. Grundsätzlich bin ich aber davon überzeugt, dass kleine Kinder und Sportler diszipliniert sind und sich an Regeln halten. Wenn ich da zu skeptisch wäre, würden wir wohl neun Monate keinen Sport in diesen Altersgruppen anbieten können.

Die Behörden müssen in jedem Fall die Konzepte, die die Sportvereine vorlegen, bestätigen. Glauben Sie, dass die von Ihnen vorgelegten Pläne auch im Landratsamt und den Städten Zustimmung finden?

Ich hoffe es. Allerdings kann ich dazu derzeit nicht viel sagen. Aber ich gehe davon aus, dass man den Überlegungen der Sportfachverbände folgt. Dort haben die Konzepte beispielsweise Kinderärzte mit ausgearbeitet. Da sollte man schon entsprechendes Vertrauen in die Experten haben.

Fehlt Ihnen dieses Vertrauen bei den Behörden?

Das will ich so nicht sagen. Aber ich würde mir deutlich mehr Kommunikation wünschen. Unsere Konzepte liegen in den Ämtern zum Teil seit zwei Wochen vor, allerdings habe ich beispielsweise für die Sporthalle an der Berufsschule in Volkstedt-West, für die der Landkreis verantwortlich ist, noch keine Rückmeldung erhalten.

Sie sind zugleich Vorsitzender der Kreissportjugend im Kreissportbund Saale/Schwarza. Glauben Sie, dass die Belange des Kinder- und Jugendsportes genug Beachtung fanden und finden?

Ich finde generell, dass im Zuge der Krise vielfach die Kinder und Jugendlichen vergessen wurden. Wir werden wohl erst mittel- oder langfristig wissen, was wir ihnen damit angetan haben. Umso wichtiger ist es, dass es jetzt schnell wieder für den Nachwuchs auch beim Sport wieder losgeht. Doch wir werden aus meiner Sicht von den Ämtern zu lange ausgebremst. Man erwartet so viel von den vielen Ehrenamtlichen, gleiches muss man auch von den Trägern der Einrichtungen erwarten dürfen. Es würde einfach schon viel bringen, wenn wie erwähnt die Kommunikation zwischen den Ämtern und den Sport-Verantwortlichen besser würde.

Die Hygienekonzepte auch für den Kindersport sehen unter anderem vor, dass nur in Gruppen von maximal zehn Kindern trainiert werden darf, dass die Sportgeräte häufig desinfiziert werden sollen. Geht das in der Praxis überhaupt?

Vieles funktioniert, anderes sicher nicht. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass die Kinder mit ihren eigenen Sportgeräten spielen, einen Ball oder ein Hüpfseil für sich selbst mitbringen. Praktikabel sollte auch die Gruppengröße von zehn Kindern sein. Die hat man als Trainer gut im Blick, da ist sozusagen ein ideales Training möglich.

Doch gerade beim Turnen sind Hilfestellungen durch den Trainer notwendig, wenn die Kleinen beispielsweise balancieren oder am Reck turnen. Wie wollen Sie das Problem lösen?

Dann steht zum Helfen das Elternteil und eben nicht der Trainer beim Kind. Außerdem ist es unsere Aufgabe, die Trainingseinheiten so zu gestalten, dass ich so gut wie nie eingreifen muss. Aber eines sehen die Konzepte vom DTB auch vor: Wenn sich die Kinder verletzen können, werden wir als Übungsleiter da sein.

Was machen Sie, wenn zu den Trainingszeiten mehr als zehn Kinder auftauchen? Vor der Corona-Krise waren manchmal 30 bis 40 Kleinkinder am Start.

Wir werden da natürlich mehrere Trainingsgruppen bilden müssen. Aber ich habe in der Vergangenheit nie ein Kind vor der Sporthalle abgewiesen und das werde ich auch jetzt nicht tun. Wenn man die kleinen Sportler abweist, kommen die nie wieder. Dann hat sie der Sport verloren.

Also sind die Einschränkungen aus Ihrer Sicht auch beim Kindersport überschaubar?

Man kann vieles gut lösen, aber natürlich gibt es auch Einschränkungen. Beispielsweise auch, was das Duschen und Umziehen betrifft. Und die Gummibärchen zur Belohnung wird es derzeit von mir nicht geben können.

Was sagen Sie Eltern, die dennoch Bedenken haben, ihre Kinder zum Sport zu lassen?

Man braucht auf jeden Fall keine Angst haben. Wir werden alle Konzepte einhalten, die wir haben. Aber natürlich geht es ohne eine gewisse Eigenverantwortung der Eltern nicht.

Text: Peter Scholz, OTZ

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